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Bildung rauf, Mieten runter. In Darmstadt und überall.

Wahlkampf mit Brigittes Hilfe FR

14. Januar 2008

Der Ernst-Ludwig-Saal ist nicht ohne. Das Vorderlicht mit Punktbeleuchtung sei fürchterlich, sagt Klaus Daniel Kraft, Vorsitzender des kulturellen Fördervereins Ernst-Ludwig-Saal. „Die Brigitte ist da“, flüstert ihm ein Genosse zu. Kraft lässt sich nicht beirren und spricht vom Effektgenerator und der Aufhängung für Fahnen.

Bildung, Mindestlohn, Koch
Als Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) den Gang entlangläuft und Applaus aufbrandet, ist Kraft bei „vollkommen zugesetzen Abflussrohren“. 1990 wurde der Ernst-Ludwig-Saal in Eberstadt saniert wieder eröffnet und vom Förderverein betreut. Seitdem gibt es dort Theater, Tanz, diverse Treffen – und Neujahrsempfänge. Die SPD Eberstadt – der „mitgliederstärkste in Darmstadt“, wie Ortsvereinsvorsitzender Gerhard Busch betont – war am Freitag dran und hatte Zypries und die Landtagskandidatin Dagmar Metzger zu Gast.

Hier wie beim Neujahrsempfang der SPD Arheilgen, wo Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, der Landtagsabgeordnete Michael Siebel und Fraktionsvorsitzender Hanno Benz am Sonntag sprechen, gleichen sich die Themen: Bildung, gesetzlicher Mindestlohn, soziale Gerechtigkeit und Jugendkriminalität.

„Ich finde es schäbig, wenn Roland Koch Jugendkriminalität zum Wahlkampfthema macht“, sagt Metzger. Er habe es in der Hand gehabt und Stellen bei Polizei, Strafvollzug, in der Justiz und Prävention gestrichen. In keinem anderen Land in Europa sei die Bildung so abhängig vom Geldbeutel wie in Deutschland, sagt Metzger. Das hessische Bildungssystem wertet sie als „komplett gescheitert“. Bonmot oder Freud’sche Fehlleistung? Ortsvereinschef Busch wirbt auf besondere Art für die SPD-Kandidatin: „Dagmar Metzger zieht in den Landtag ein, wenn sie mehr Stimmen als Frau Koch…äh… Frau Wolff bekommt.“

Ausbildung und Arbeitsplätze seien die beste Prävention, sagt Zypries in ihrer Heimatstadt. Es sei „Augenwischerei“ zu glauben, dass sich gewaltbereite Jugendliche durch schärfere Gesetze von Gewalttaten abhalten ließen, denn das würde bedeuten, dass sie während der Tat rational handeln würden. Abgesehen davon achte die Mehrheit der hier lebenden Ausländer das Recht. Gleichwohl müsse Kriminalität entschlossen bekämpft werden.

„Ich bin angenehm überrascht“, sagt Kristina Kabot. Sie ist zum zweiten Mal bei einem Neujahrsempfang und bezeichnet sich als politisch eher unerfahren. „Ich hätte es mir marktschreierischer vorgestellt.“