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Fluglärm beeinträchtigt Attraktivität DE

6. März 2006

Wie soll sich Arheilgen weiterentwickeln? Mit dieser Frage beschäftigten sich Vertreter der Parteien am Freitag bei einer Diskussionsrunde, zu der die Interessengemeinschaft Arheilger Bürger (IGAB) eingeladen hatte. Auf dem Podium im „Goldenen Löwen“ nahmen Ralf Arnemann (FDP), Hanno Benz (SPD), Wilhelm Kins (CDU), Helmut Klett (UWIGA), Brigitte Lindscheid (Grüne) und Michael Siebert (WASG) Platz. Unter der Moderation von Karlheinz Wesp bezogen sie Stellung zu Verkehrsfragen, der Instandsetzung des Bahnhofsvorplatzes, der Ortskernentwicklung und zur Fluglärm-Problematik.
Klare Antworten erhielten die fragenden Bürger in vielen Punkten nicht. Unterschiedliche Aussagen gab es unter anderem zum Planungsstand bei der Umgestaltung der Frankfurter Landstraße. Während Hanno Benz betonte, die Umbaumaßnahmen würden „noch in diesem Jahr beginnen“, erklärte Wilhelm Kins: „Der Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums steht noch aus“. Auch sei nicht damit zu rechnen, dass das Land seine Zuschüsse bald bereitstellen werde.

Helmut Klett forderte, über die Randbedingungen der Umgestaltung der Frankfurter Landstraße erneut nachzudenken. Statt mit dem zweigleisigen Straßenbahnausbau immense Transportkapazitäten zu schaffen, schlug er eine kleinere, kostengünstigere Lösung vor, bei der die Schleife im Ort belassen werde. Baulich sei es möglich, den Straßenbahnbahnhof mit der dazugehörigen Infrastruktur unterirdisch zu verlegen, wodurch Gestaltungsmöglichkeiten für den Ortskern entstünden. Wilhelm Kins hält einen städtebaulichen Wettbewerb für den Kreuzungsbereich Ettesterstraße/Untere Mühlstraße für sinnvoll.

Wenig Verständnis hatte Brigitte Lindscheid, Spitzenkandidatin der Grünen, für jene Anwohner, die den Umbau der Frankfurter Landstraße in der geplanten Form ablehnen. Es habe eine Vielzahl von Gutachten gegeben, und die Bürger seien in Planungsbeiräten frühzeitig am Projekt beteiligt worden.

Einig waren sich alle Parteienvertreter, dass der Bahnhofsvorplatz dringend saniert und dass dort geordnete Auto- und Fahrradabstellmöglichkeiten geschaffen werden müssen. Kritik aus Reihen der CDU und FDP über die Verschleppung des Umbaus durch die Stadt wies Hanno Benz zurück. Schuld an der Verzögerung seien die langwierigen Verhandlungen mit der Bahn zum Verkauf zweier Grundstücke am Bahnhofsvorplatz. Die Stadt könne nicht auf einem Grundstück bauen, das ihr nicht gehöre.

Während sich SPD, CDU und Grüne für die Einrichtung eines Ringbusses vom Bahnhof ins Blütenviertel aussprachen, war sich Ralf Arnemann sicher: „Der Ringbus wird ein Flop.“ Er schlug ein neu geordnetes Zubringerkonzept mit „preiswerteren und flexibleren Anrufsammeltaxis“ vor.

Auf eine Friedhofserweiterung gegenüber dem Bahnhof solle zugunsten einer Bebauung mit Geschäften, Büros und Wohnungen verzichtet werden, erklärte Wilhelm Kins und brachte als Standort für einen zweiten Friedhof den Arheilger Osten ins Gespräch. Dieser Standort sei „unwürdig“, da sich in unmittelbarer Nachbarschaft die Sport- und Freizeitanlagen am „Mühlchen“ befänden, sagte Hanno Benz. Zudem mache die dortige Grundwassersituation einen Friedhof unmöglich, warf Brigitte Lindscheid ein. Benz und Siebert befürworten den Bau eines neuen Friedhofs in Kranichstein.

Alle Bemühungen, die Attraktivität Arheilgens zu steigern, seien durch einen Ausbau des Frankfurter Flughafens zum Scheitern verurteilt, kritisierte ein Anwohner. „Unsere Lebensqualität hängt ursächlich vom Fluglärm ab“, betonte er. Die dramatischen Folgen für Arheilgen und Wixhausen im Falle des Flughafenausbaus schilderte die Vorsitzende des Förderkreises Fluglärmklage, Gabriele Lewin.

Welche Möglichkeiten hat die Stadt, um die Lärmbelastung für die Bürger in Darmstadts Norden in erträglichen Grenzen zu halten? Die CDU befürworte eine „knallharte Streuung“ statt der derzeitigen Bündelung der Abflugrouten, sagte Wilhelm Kins. Ralf Arnemann glaubt an den baldigen Einsatz leiserer Flugzeuge, was aufgebrachte Bürger mit „Schönrederei“ quittierten. Hanno Benz sprach sich dafür aus, die Mediationsergebnisse umzusetzen und das Optimierungspotential am Flughafen auszunutzen.

Gegen einen Ausbau des Flughafens wandten sich Brigitte Lindscheid, Helmut Klett und Michael Siebert. Der Umsteigeverkehr dürfe nicht in der hochverdichteten Rhein-Main-Region abgewickelt werden, sondern müsse auf mehrere Flughäfen verteilt werden, sagte Michael Siebert. Alle vom Fluglärm betroffenen Kommunen müssten an einem Strang ziehen und ein Bündnis schmieden, um das Projekt zu stoppen.