„Wenn der Kunde erst einmal im Einkaufszentrum in Egelsbach ist, dann ist er fort, für uns verloren”, sagt Karl-Heinz Dauber, Vorsitzender des Arheilger Gewerbevereins. Deshalb steht er auch voll und ganz hinter dem Ergebnis einer Bürgerumfrage, die sich eindeutig für einen Supermarkt im Ortskern ausspricht. „Ein solcher Markt hat nämlich auch Sogwirkung auf die in seiner Nähe liegenden Einzelhandelsgeschäfte. Mit dem Vollsortimenter ließe sich ein richtig attraktives Einkaufszentrum im Bereich Frankfurter Landstraße und Unterer Mühlstraße schaffen”, sagt Dauber.
Ende vergangenen Jahres waren 12 800 Arheilger aufgerufen, sich an der Bürgerumfrage zu beteiligen. Die Stadt wollte wissen, ob man sich einen Supermarkt lieber im Ortskern oder „auf der grünen Wiese” am nördlichen Ortsausgang wünscht. Das Thema ist nach der Schließung zweier Einkaufsmärkte aktuell, beschäftigt die Menschen, weshalb die Beteiligung auch unerwartet hoch war. 5875 Bürger, also 46,5 Prozent, gaben ihre Stimme ab, wobei sich knapp 80 Prozent (genau 4674 Bürger) für eine Stärkung des Ortskerns aussprachen. „Das ist eindeutig”, stellte Oberbürgermeister Peter Benz fest und dankte der Arheilgern. „Fast jeder zweite hat sich an der Umfrage beteiligt.„ Der Oberbürgermeister sieht sich in seiner Meinung bestätigt, denn auch er favorisiert die wohnortnahe Versorgung. Voraussetzung für die Gestaltung des neuen Geschäftszentrums ist allerdings die Wegnahme der dafür hinderlichen Wendeschleife der Straßenbahn. Schon beschlossene Sache, doch kann frühestens 2004 mit dem Umbau begonnen werden. Geplant ist, der Straßenbahn zwei Gleise zu geben und sie bis zum Ortsausgang, später einmal sogar bis nach Wixhausen weiterzuführen. Etwa ein Jahr soll die Bauzeit betragen, womit schon 2005 die erste Straßenbahn bis zum Arheilger Nordende fahren könnte. Standort für den Supermarkt soll das Grundstück des geschlossenen Tengelmann-Marktes (früher Schade) zwischen „Goldenem Löwen” und Heag-Halle sein. Das Gelände gehört jedoch einem Privatmann, mit dem die Stadt erst einig werden müsste. Die Stadt versucht, das Gelände in ihren Besitz zu bekommen. Dem Oberbürgermeister schwebt vor, ein Ortszentrum entstehen zu lassen, „das mit ausreichend Parkplätzen und guter Verkehrsanbindung die Voraussetzung für einen neuen Markt erfüllt und darüber hinaus Platz für weitere Einzelhandels- und Fachgeschäfte bietet”.
Auch die Arbeit des Amtes für Wirtschaftsförderung werde durch die Umfrage bestätigt, so Benz. Dort werde seit langem daran gearbeitet, die lebendigen Zentren der Stadtteile zu erhalten oder wieder zu beleben und der Ausdünnung des Handels entgegenzusteuern. Die Arheilger SPD-Stadtverordneten Hanno Benz und Horst A. Härter sehen in den Ergebnissen der Umfrage eine Bestätigung ihrer Politik der beiden letzten Jahre. Es sei richtig gewesen, nach der Schließung der beiden Einkaufsmärkte auf die Wiederansiedlung eines Vollversorgers in der Ortsmitte zu drängen. Jetzt sei es notwendig, die Neugestaltung der Frankfurter Landstraße und des Ortskerns voranzutreiben. Die beiden Politiker fordern die Stadt aber auch auf, nach Alternativen zum bislang vorgesehenen Ablauf zu suchen. Um gleichzeitig die Straßenbahn auszubauen und das Umfeld des „Löwen” gestalten zu können, schlagen sie eine Übergangslösung für den Öffentlichen Nahverkehr vor. So könnten Doppelkopf-Straßenbahnen (mit Führerhäuschen vorn und hinten), die nicht wenden müssen, sowie ein zeitweiliger Busverkehr zwischen Merck und Hofgasse die Ansiedlung des Supermarktes beschleunigen. Auch die örtliche CDU begrüßt Beteiligung und Ausgang der Befragung, hat jedoch kein anderes Ergebnis erwartet. „Das war genau so, als ob man die Leute fragt, ob sie im Regen oder in der Sonne einkaufen wollen”, hieß es. Natürlich wolle man gute und viele Läden möglichst nah am Wohnbereich haben. Das Votum für einen Supermarkt am „Löwen” verpflichte die Stadt aber auch, dafür zu sorgen, dass der Neukauf-Markt an der Ettesterstraße, der sich ja um den Neubau am nördlichen Ortsrand bemühte, an seiner jetzigen Stelle in Arheilgen bleibt.