SPD kritisiert vorschnelle Festlegung, Dimension des Flächenverbrauchs sowie fehlende Beteiligung
Geht es nach der grün-schwarzen Koalition im Darmstädter Magistrat, wird am westlichen Ortsrand Arheilgens zwischen Weiterstädter Landstraße, B3 und Waldrand ein großräumiges Industrie- und Gewerbegebiet entstehen. So steht es im sogenannten Masterplan 2030+, der kürzlich mit der grün-schwarzen Mehrheit in der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.
Das im Masterplan ausgewiesene Areal umfasst eine große Fläche, die westlich in Richtung Waldrand an der Kante der bestehenden Bebauung entlang der Weiterstädter Landstraße verläuft und sich in Richtung Süden nahezu über die gesamte Länge des Bahndamms ziehen würde. Derzeit wird der Großteil dieser Fläche landwirtschaftlich genutzt, es befinden sich aber auch das Gelände des Arheilger Hundesportvereins, ein Rückhaltebecken und Bachlauf (Schlimmergraben) sowie Wildschonungsflächen auf dem weitläufigen Areal. Gleichzeitig nutzen viele Arheilger die Felder und den angrenzenden Wald für Spaziergänge zur Naherholung im Grünen.
Bereits im Jahr 2019 wurden für die Flächen konkrete Voruntersuchungen des Bodens beschlossen, schon hier war die Zielsetzung klar. Der Masterplan weist die Fläche nun als „prioritäre Potenzialfläche“ aus, die explizit für Industrie und Gewerbe vorgesehen ist. Dabei ist auch im Masterplan, anders als häufig von Funktionären der Koalition u.a. in Bürgerforen suggeriert wird, eine Festlegung erfolgt. Denn dieser ist handlungsleitend und damit bindend für zukünftige Planungen der Verwaltung. So heißt es im Masterplan ausdrücklich, er sei „handlungsweisend für Planungsschritte der Verwaltung“ und „eine Art übergeordnetes Regiebuch“ als „Leitbild der Stadtentwicklung“. In ähnlicher Weise äußerte sich auch Baudezernentin Barbara Bodzek beim abschließenden Bürgerforum zum Masterplan im Darmstadtium Ende September.
Die SPD-Arheilgen stellt nun infrage, ob und inwiefern die Pläne der Koalition für den westlichen Ortsrand Arheilgens sinnvoll und zielführend sind. Dabei geht es den Sozialdemokraten sowohl um die Dimension des anvisierten Flächenverbrauchs, als auch um grundsätzliche Zukunftspotenziale des Areals. Der Arheilger SPD-Stadtverordnete Tim Sackreuther verweist auch auf Fragen lokaler Bedarfe und die Beteiligung örtlicher Akteure und Interessen: „Wie bereits bei anderen Großprojekten lässt sich auch im Fall Arheilgen-West eine gewaltige Diskrepanz zwischen dem grünen Anspruch lokaler Bürgerbeteiligung und den tatsächlichen Entscheidungsprozessen der grün-schwarzen Koalition feststellen. Ein sichtbarer Einbezug lokaler Akteure und Interessenlagen hat nicht stattgefunden und obwohl Arheilgen einer der Stadtteile ist, die am meisten von Planungen im Masterplan betroffen sind, hat im Vorfeld der Planungen weder eine Bürgerversammlung oder eines der Bürgerforen, noch eine anderweitige Form der Beteiligung in Arheilgen stattgefunden.“ Sackreuther bemängelt auch, dass keine transparente und offene Diskussion über verschiedene Zukunftspotenziale dieser und weiterer Flächen rund um den Arheilger Ortsrand stattgefunden habe. „Grade in Bezug auf Arheilgen West sprechen wir über ein Areal, das im Hinblick auf Möglichkeiten und Gegebenheiten der Flächen, des Bodens und ortsnaher Bedarfe zunächst ergebnisoffen geprüft werden müsste“, so der stellvertretende Vorsitzende der Arheilger SPD. Ein Vorhalten der Flächen als ökologische Ausgleichsflächen; die Bedeutung bestehender landwirtschaftlicher Nutzung für die ökologische Nahversorgung; aber auch verschiedene Möglichkeiten der Bebauung des Areals seien dabei offen zu diskutieren. Dies gelte hinsichtlich einer Bebauung insbesondere für die Dimension des Flächenverbrauchs. Die Planungen für ein derart großflächiges Gewerbegebiet auf den Feldern im Westen Arheilgens sind losgelöst von solchen Fragestellungen erfolgt und wurden spätestens mit der Verabschiedung des Masterplans festgelegt. Die Arheilger SPD fordert dagegen eine ergebnisoffene Diskussion über Arten und Dimensionen der Flächennutzung. Dafür seien insbesondere die in Auftrag gegebenen Voruntersuchungen abzuwarten und verschiedene Bedarfe kritisch zu prüfen. „Das gilt ganz besonders für die Frage, ob es ein Gewerbegebiet dieser Dimension an dieser Stelle wirklich braucht“, so Sackreuther abschließend.