Aldi macht sich durch eine neue Strategie die Wohnungsnot in prosperierenden Städten, zu denen auch Darmstadt gehört, zunutze, um neue Filialen eröffnen zu können. Aufgrund des Wohnungsmangels nutzen Kommunen mittlerweile jede freie Fläche um Wohnungsbau zu betreiben. Offenbar bundesweit versucht Aldi sich die Wohnungsnot zunutze zu machen, wie letzte Woche die Zeitschrift Stern berichtete, indem Aldi Wohnungsbau mit einer Filiale kombiniert – so wie in Arheilgen – und dies den Kommunen anbietet. Aldi baut für die Kommunen den dringend benötigten Wohnraum, die Kommune muss es nicht selbst organisieren und Aldi kann im Gegenzug Filialen an Plätzen, die für einen Discounter teilweise gar nicht vorgesehen sind, eröffnen. Andere Discounter wie Lidl ziehen bereits nach.
„Die Stadt Darmstadt muss dringend darüber nachdenken, wie sie mit dieser neuen Strategie der Discounter umgeht, denn es ist damit zu rechnen, dass es weitere Anfragen für Projekte geben wird. Auf der einen Seite wird dringend Wohnraum benötigt, aber nicht um jeden Preis“, erklären der Vorsitzende der SPD Arheilgen Hanno Benz und seine Stellvertreterin Karin Dobelmann. „Es kann nicht sein, dass jetzt schon die Lebensmittelmultis diktieren, wo Wohnungen gebaut werden und wo nicht.“ Dafür gebe es in den Kommunen politische Gremien. Außerdem sei es sinnvoller, Wohnraum mit dem Bauverein zu entwickeln, denn da habe die Stadt auch noch nach Errichtung die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.
In Arheilgen gibt es den Bedarf für einen weiteren Discounter offensichtlich nicht, wie die ablehnenden Reaktionen von Seiten des Gewerbevereins und zahlreicher Bürger zeigen, die zu Recht fürchten, dass kleinere Läden durch Aldi verdrängt werden und schließen müssen, was wiederum zur Verödung des Ortskerns führen würde.
„Städte und Kommunen müssen sich genau überlegen, ob das Wohnen beim Discounter der neue Standard werden soll, es ist zwar verlockend, wenn Wohnungen ohne Kosten für die Kommune entstehen, aber es muss genau abgewogen werden, ob es tatsächlich sinnvoll ist, sich seine Wohnungsbaupolitik aus der Hand nehmen zu lassen und dafür in Kauf zu nehmen, dass andere Geschäfte wie in Arheilgen um ihre Existenz bangen müssen“, gibt Benz zu bedenken. Er forderte den Magistrat um OB Jochen Partsch auf, wieder selbst zu gestalten, anstatt sich die Gestaltungsspielräume aufgrund vermeintlich „Toller“ Angebote von Großkonzernen abnehmen zu lassen.