Es tut sich was im Haus der Falken in der Fuchsstraße, das älteren Arheilgern als Wilhelm-Leuschner Haus bekannt ist: Im vergangenen Jahr wurde es von Freunden und Mitgliedern des Kinder- und Jugendverbandes in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit saniert. Nun ist im Erdgeschoß das Büro des Landesverbandes der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken untergebracht. Auch der Verein des „Rotzfrechen Spielmobils“ plant von hier aus seine zahlreichen Besuche auf Spielplätzen und Festen in ganz Darmstadt. Im Obergeschoß ist die Kindergruppe der Arheilger Falken zu Hause und im Souterrain hat sich die neue Jugendgruppe eingerichtet.
„Die Jugendlichen haben sich in den letzten Wochen mit dem Gewerkschafter und sozialdemokratischen Antifaschisten Wilhelm-Leuschner beschäftigt. Demnächst werden wir auch wieder ein Schild mit seinem Namen an der Front des Hauses anbringen“, berichtet Stephanie Peper vom Arheilger Falkenvorstand.
Der SPD-Ortsvereinsvorstand mit Hanno Benz an der Spitze hat die Falken besucht und sich über ihre Arbeit informiert. Bereits im vergangenen Jahr haben die jüngeren Falken im Alter zwischen 11 und 14 Jahren ihren Stadtteil näher unter die Lupe genommen. Liza, Anton und Merle, mit den Sozialdemokraten am großen Gruppentisch im Falkenraum sitzend, erzählen von ihrer Stadtteilerkundung. „Es ist gut, dass es in Arheilgen zwei Jugendhäuser gibt. Auch die Spielplätze für kleinere Kinder am Lärmschutzwall oder in der Schorlemmerstraße sind spannend gestaltet. Es fehlt aber ein Angebot für Kinder und Jugendliche in unserem Alter“, berichtet Liza. „Und wenn man mal auf der Wiese beim Aldi einen Drachen steigen lassen will oder ein Picknick macht, tritt man gleich in Hundescheiße“, ärgert sich Anton. Überall auf Spielplätzen oder Wiesen finde man Hundehaufen. Der „Hängerplatz“ mit Basketballkorb hinter dem Glockengartenviertel sei leider viel zu weit außerhalb.
SPD will miteinander der Generationen fördern
Doch belassen es die Falken nicht bei ihrer Kritik. Sie haben auch Verbesserungsvorschläge: „Warum gibt es hier in Arheilgen keine abgetrennten Hundewiesen und Tütenautomaten mit Abfallkörben für Hundekot?“ – „In den Jugendhäusern sollten mal spezielle Discos und Feste für unser Alter angeboten werden! Na, vielleicht machen wir dies auch bei uns selbst im Falkenheim!“ – „Toll wäre eine Halfpipe!“ „Was wir uns wünschen, ist ein Treffpunkt zum chillen und spielen, wo wir uns bei Regen auch mal schnell unterstellen können.“ Die Falken nennen diesen Wunsch-Ort „Garten“. Sie möchten dort etwas selbst gestalten können, etwas erleben aber auch einfach nur im Freien abhängen können.
Die SPD-Politiker hören aufmerksam zu. Sie wollen in den nächsten Wochen noch weitere Einrichtungen und Vereine besuchen, die sich mit den Lebenswelten der Generationen beschäftigen und soziale Arbeit leisten. „Die Förderung junger Menschen und junger Familien, aber gerade auch das Miteinander der Generationen soll ein Schwerpunkt unserer Arbeit sein“, berichtet Hanno Benz. „Die Idee eines Gartens, auch als Ort der generationenübergreifenden Begegnung vorstellbar, ist da ganz interessant – gerade vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft mit all ihren Verteilungskonflikten.“
Wer war Wilhelm Leuschner?
Schon seit den fünfziger Jahren, als die verstorbene Käthe Langendorf in Arheilgen mit zahlreichen Helfern, die Falkenarbeit nach der Befreiung vom Faschismus wieder belebte, heißt das Falkenheim Wilhelm-Leuschner-Haus. Die Falken erinnern damit an ihre gesellschaftspolitischen Wurzeln. Wilhelm Leuschner wurde am 15.Juni 1890 in Bayreuth geboren, am 29. September als Folge des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler vom 20.Juli 1944 wurde er von den Nazis in Berlin – Plötzensee hingerichtet. Der gelernte Holzbildhauer Leuschner engagierte sich seit 1907 schon in jungen Jahren in der sozialdemokratischen Gewerkschaft. Der Jugendstil auf der Mathildenhöhe zog ihn nach Darmstadt, hier arbeitete er zunächst in einer Möbelfabrik. 1913 trat er der SPD bei. Nach dem 1.Weltkrieg, er lernte die Schrecken des Krieges an der Ostfront kennen, wurde Wilhelm Leuschner 1919 sozialdemokratischer Stadtverordneter und Vorsitzender der Darmstädter Gewerkschaften.. 1924 zog er als Abgeordneter in den Landtag des Volksstaates Hessen ein. Von 1928 bis 1933 war er dessen Innenminister. Als Sozialdemokrat und Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes lehnte er jedes Paktieren mit den Nazis ab. Im Juni 1933 wurde er verhaftet und gefoltert, 1934 aus der KZ-Haft entlassen, organisierte Wilhelm Leuschner den Widerstand gegen den Faschismus. Er wurde ein Opfer der braunen Schreckensherrschaft.
Mitmachen bei den Falken
Die Falkengruppe „Rote Socken“ im Alter von 11 bis 14 Jahren trifft sich jeden 2. Donnerstag von 16.30 bis 18.00 Uhr. Wer Interesse hat, meldet sich bei Stephanie Peper, Telefon: 354798