„Eine Erweiterung des Arheilger Friedhofs ist erst für 2009 geplant.“ Dies ist die Antwort von Stadtrat Klaus Feuchtinger (Grüne) auf eine Kleine Anfrage des Stadtverordneten Hanno Benz (SPD). Ein zweiter Friedhof, der in letzter Zeit vor allem von der CDU gefordert worden war, komme nicht in Betracht, sagte er. Zum einen gebe es keine potentiellen neuen Flächen, zum anderen sei er nicht wirtschaftlich. Die Investitions- und Folgekosten einer zweiten Begräbnisstätte beliefen sich allein bei den Gebäuden auf rund 2,5 Millionen Euro, erklärte der zuständige Dezernent.
Als Standortvorschlag hatten Befürworter eines zweiten Friedhofs die Flächen zwischen den Sportanlagen der SGA und dem Mühlchen ins Gespräch gebracht. In diesem Bereich solle jedoch der landschaftliche Grünzug gesichert werden, betonte Klaus Feuchtinger. „Die landwirtschaftlichen Nutzflächen nach Westen schaffen die Verbindung zum Grünzug „Bürgerpark Nord-Nordbahnhof-Auf der Haardt“ nördlich der Kernstadt“, sagte er. Sie seien gemäß den Vorgaben des Landschaftsplans „Teil des gesamtstädtischen Grünsystems“.
Mit der geplanten Erweiterung umfasse der Friedhof an der Weiterstädter Straße eine Fläche von rund 6,5 Hektar, erklärte das Friedhofsamt. Er biete für die Stadtteile Arheilgen und Kranichstein eine „ausreichende und funktionierende Infrastruktur“. Als „Faustzahl pro Einwohner“ werde eine Friedhofsfläche von drei bis fünf Quadratmeter gerechnet, erklärte ein Sprecher des Friedhofsamtes.
Derzeit ist das Areal in Bahnhofsnähe, das zur Friedhofserweiterung vorgesehen ist, noch eine Wiese. Aushub, der bei kommunalen Baumaßnahmen anfällt, soll genutzt werden, um die Fläche allmählich aufzufüllen. Wie sich die „Bestattungskultur“ künftig entwickele, ob beispielsweise Beisetzungen in Friedwäldern stark zunähmen, sei nicht kalkulierbar, war aus dem Friedhofsamt zu hören. Auch vermehrte Urnenbegräbnisse verringerten den Platzbedarf kaum, vor allem weil vor Urnenwänden ausreichende „Umgebungsflächen“ vorhanden sein müssten.
Vorschläge, das als Grünfläche ausgewiesene Gelände mit Wohnungen und Büros zu bebauen statt zur Friedhofserweiterung zu nutzen, scheiterten an den Lärmwert-Überschreitungen des Frankfurter Flughafens, erklärte Feuchtinger. Arheilgen liege in der Siedlungsbeschränkungszone, in der laut Regionalplan Südhessen keine neuen Wohngebietsflächen ausgewiesen werden könnten, erinnerte er.
Der Standort des Arheilger Friedhofs war im Ort schon vor 185 Jahren ein viel diskutiertes Thema. Damals war der Kirchhof an der Auferstehungskirche als Begräbnisstätte endgültig zu eng geworden. Immer kürzer waren die Belegzeiten geworden, die Arheilger fürchteten Ansteckungen durch die damals grassierende Tuberkulose. Ein Erlass des Landgrafen, in dem er die Verlegung der Kirchhöfe außerhalb der Städte und Dörfer anordnete, kam deshalb zur rechten Zeit.
Die Suche nach einem neuen Gelände gestaltete sich in Arheilgen jedoch als schwierig. Kein Bauer wollte in Dorfnähe Felder für den Gottesacker abgeben. Jahrelange heftige Auseinandersetzungen im Gemeinderat waren die Folge. 1820 konnte eine Fläche am Weiterstädter Weg erworben werden, wo vor der Reformation eine Marienwallfahrtskirche mit fünf Altären gestanden hatte. 1825 wurde ein „Totenbahrhäuschen“ als Vorläufer der heutigen Trauerhalle gebaut. 1840 war eine erste Vergrößerung fällig, auch danach standen ständig Geländekäufe und Erweiterungen der Friedhofsanlage an. 1959 und 1960 wurde die Ruhestätte nochmals vergrößert, 1964 eine moderne Trauerhalle errichtet.