Die Einkaufssituation in etlichen Stadtvierteln und Ortsteilen wird wegen anhaltender Filialschließungen immer problematischer. Besonders die Möglichkeiten der Lebensmittelversorgung im Ortskern von Arheilgen bleiben auf absehbare Zeit bescheiden. Ein Angebot des Lebensmittelkonzerns Edeka an die Stadt Darmstadt, bei Erlaubnis für einen großen Neubau am nördlichen Stadtrand die alte, viel kleinere und von einer Schließung bedrohte Filiale in der Ettesterstraße zu erhalten, hat Oberbürgermeister Peter Benz abgelehnt. Er hat im Gegenzug dem Edeka-Konzern drei Vorschläge unterbreitet, die Arheilgen helfen sollen. Benz sagte, er vertraue nicht der Edeka-Zusage, die kleine Filiale – parallel zu einem Großmarkt an der Frankfurter Landstraße – bis zum Pachtende 2010 und vielleicht darüber hinaus weiterbetreiben zu wollen. Mit ähnlichen Zusagen eines anderen Unternehmens habe er schlechte Erfahrungen gemacht, sagte Benz.
Damit meint er den Wegzug des Baumarktes aus der Neckarstraße. Zudem haben für die Stadt die Planungen für einen Weiterbau der Straßenbahn nach Norden größere Priorität. Das von Edeka vorgesehene Privatgrundstück habe strategische Bedeutung und könne daher nicht für einen Bebauungsplan mit Supermarkt geopfert werden. Benz will Edeka aber auf jeden Fall im Ortskern halten und schlägt zur Lösung drei Varianten vor: Erweiterung der Filiale in der Ettesterstraße, Neubau im Bereich „Goldner Löwe“/Wagenhalle etwa ab dem Jahr 2007 und – als dritte Variante – einen Supermarkt-Neubau an der Grillparzerstraße, wo ein zunächst geplantes Wohngebiet Südost-Arheilgen wegen der Fluglärmverbotszone nicht mehr realisierbar ist, aber ein Gewerbegebiet neu ausgewiesen werden könnte. Zwei Lebensmittelketten haben in den vergangenen Jahren ihre Filialen im Ortskern geschlossen. Aldi und Tengelmann nannten dafür Rentabilitätsgründe; Aldi gibt es inzwischen wieder – am Ortsrand. Verblieben ist für die Bewohner des Ortskerns die Edeka/Neukauf-Filiale in der Ettesterstraße. Dort allerdings ist das Angebot aufgrund der Raumsituation sehr eingeschränkt. Edeka hatte in den vergangenen Wochen eine Kundenbefragung in Arheilgen vorgenommen in der Erwartung, ihren Neubauplänen am Stadtrand Nachdruck verleihen zu können. Im Ergebnis der Befragung – 592 dafür, 240 dagegen – sieht Hans Zimmermann, Prokurist der Edeka-Abteilung Standortsicherung, ein klares Wort der Kunden.
Allerdings gibt es für das von Edeka bereits unter Vertrag genommene Ackergelände längs der Frankfurter Straße keinen Bebauungsplan. Zwar habe das Regierungspräsidium Darmstadt grundsätzlich keine Einwände, doch die Planungshoheit unterliegt der Stadt. Die Umfrage selbst war beim SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Hanno Benz, dem Sohn des ebenfalls in Arheilgen wohnenden Oberbürgermeisters, auf Kritik gestoßen (wir berichteten). Seiner Meinung nach war damit nur die Wahl zwischen einem neuen Markt und der „Zufriedenheit mit dem Status Quo” gelassen worden. Die SPD jedoch dränge auf Wiederansiedlung eines Vollversorgers in der Ortsmitte statt eines Marktes in Ortsrandlage.
Der Arheilger SPD-Vorsitzende und OB Benz sehen sich bestätigt durch eine Einzelhandels-Umfrage der Stadt im vergangenen Jahr. Fast 80 Prozent hätten sich damals für einen Supermarkt im Ortskern ausgesprochen. Die Meinung von Hanno Benz stößt allerdings nicht bei allen Parteigenossen auf Zustimmung. Von einer parteiinternen Quelle war zu hören, dass es auch Stimmen für die Edeka-Pläne gebe, um die Lebensmittelversorgung entscheidend zu verbessern. Namentlich wollte jedoch niemand genannt werden. Offensichtlich soll Ärger vermieden werden. Edeka indes zeigt sich „tief enttäuscht”. Prokurist Zimmermann fühlt sich stellvertretend für Edeka „nicht fair” behandelt bei seinem Gespräch im Rathaus. „Dieses Misstrauen haben wir nicht verdient”, sagte er. Der „dauerhafte Erhalt” der Filiale in der Ettesterstraße sei nicht auf alle Zeiten sichergestellt, ja eher fraglich – denn dort seien die Verhältnisse beengt und die Rentabilität künftig in Frage gestellt. Aber Zimmermann versprach: „Wir werden jetzt nicht bösartig den Schlüssel in der Ettesterstraße umdrehen und einfach dicht machen.„ Denn die Filialewerfe immer noch Gewinn ab, sei aber aus Modernitätsgründen für die Zukunft wohl nicht mehr haltbar.