(uni). Auf scharfe Kritik stößt bei der SPD Arheilgen die geplante Schließung des Tengelmann-Einkaufsmarktes in Arheilgen zum 29. April. Damit würde der Ortskern weiter an Attraktivität verlieren, nur ein Supermarkt stehe dann noch zum Einkaufen zur Verfügung. Die jetzt bekannt gewordene Schließungsabsicht gehört zu einer Reihe von Unternehmensentscheidungen, sich von unrentablen mittleren Supermärkten auch in Darmstadt zu trennen (wir berichteten).
Die Sanierung unwirtschaftlicher Filialen hatte die Tengelmann-Kette angekündigt; Arheilgens SPD-Vorsitzender Hanno Benz sieht darin fehlende soziale Verantwortung: „Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass für die Unternehmer in unserer Zeit der Begriff der sozialen Verantwortung ein Fremdwort ist.”
Insbesondere ältere Menschen in Arheilgen seien bei ihren notwendigen Einkäufen auf einen wohnortnahen Standort angewiesen. Mit der Schließung des Arheilger Tengelmann-Marktes sei innerhalb weniger Jahre bereits der zweite Standort im Ortskern geschlossen worden, bedauert Hanno Benz. Er fordert, „dass Tengelmann seine Entscheidung noch einmal überdenkt und sich seiner sozialen Verpflichtung gegenüber den Menschen, die jahrelang dort eingekauft haben, bewusst wird”.
Einen anderen Verantwortlichen statt der Lebensmittelkonzerne sieht die Stadtverordnetenfraktion OS/3 für die Serie der Supermarktschließungen. Der Magistrat und insbesondere Oberbürgermeister Peter Benz hätten „mit eigenen Fehlentscheidungen den nahezu vollständigen Verlust einer funktionierenden Nahversorgung in weiten Teilen des Stadtgebietes, namentlich im Johannes- und Martinsviertel programmiert”, meint Bastian Ripper: In dem Bestreben, die Ansiedlung von Großmärkten auf dem Gebiet von Nachbargemeinden, zum Beispiel in Weiterstadt, zu verhindern, habe Benz „Grüne-Wiesen-Politik” an den eigenen Rändern betrieben. Durch die größere Nähe des neuen Real-Marktes in der Leydheckerstraße werde der Druck auf bereits vorhandene Einkaufsstätten „ruinös erhöht”.
Auch der gegenwärtige Darmstädter Planungs- und Baudezernent Dr. Hans-Jürgen Braun (Grüne) wird von OS/3 kritisiert. Braun, zuvor in gleicher Eigenschaft im Landkreis Darmstadt-Dieburg tätig, habe seinerzeit selbst eben jene „Grüne-Wiesen-Planung” auf Weiterstädter Gebiet genehmigt, gegen die er jetzt auf Darmstädter Gebiet mit dem gleichen Konzept „losklotzen” lasse.
OS/3 will zur nächsten Sitzung des Stadtparlaments einen Antrag einbringen, der die Stadt in die Pflicht nimmt, alles ihr Mögliche zu tun, um eine bedarfsgerechte Nahversorgung in den betroffenen Stadtteilen wiederherzustellen.